Nach Jahren der Vorarbeit durch Politik und Energiewirtschaft soll der Rollout des intelligenten Messsystems (elektronischer Zähler plus Kommunikationsmodul) ab 2017 beginnen. Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, das im September 2016 in Kraft getreten ist, hat weitere Voraussetzungen für die Anwendung von Smart Metern und zugehörigen Prozessen geschaffen. 2017 beginnt der Rollout mit dem Einbau der modernen Messeinrichtungen. Das bedeutet laut Gesetz den Austausch aller derzeit verbauten analogen Ferraris-Zähler durch elektronische Stromzähler bis zum Jahr 2032. Je nach Netzbetreiber startet dieser Teil des Rollouts bereits im ersten Halbjahr 2017. Dann folgt die schrittweise Einführung intelligenter Messsysteme bei Großverbrauchern (> 10.000 kWh pro Jahr) und großen EEG-Anlagen (7 bis 100 kW installierter Leistung), ab 2021 sollen Verbraucher > 6.000 kWh pro Jahr folgen. Neben der elektronischen Messung des Energieverbrauchs ermöglichen sie u.a. den Kunden auch eine Visualisierung ihres Verbrauchs. Es wird eine Infrastruktur aufgebaut, mit der z. B. Stromlieferanten zeit-, erzeugungs- und lastvariable Tarife anbieten können.
Der Technologieverband VDE begrüßt den Einstieg in den Rollout des intelligenten Messsystems. VDE-Vorstandsvorsitzender Ansgar Hinz: „Damit bekommt Deutschland eine moderne Infrastruktur zur Verbrauchsmessung von Strom, zur Kundeninformation und zur Flexibilisierung von Verbrauch und Erzeugung im Rahmen der Energiewende.“ Maßgebliche Vorarbeiten zur modernen Messeinrichtung und dem intelligenten Messsystem wurden im Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) geleistet. Dort wurden die Funktionen der Geräte in Form von Lastenheften standardisiert. „Die FNN-Lastenhefte sind die Grundlage für interoperable und austauschbare Geräte, so dass Nutzer zwischen den Geräten unterschiedlicher Hersteller wählen können“, so FNN-Vorstandsvorsitzender Dr. Stefan Küppers.
VDE|FNN unterstützt den Rollout weiter mit Maßnahmen zur Qualitätssicherung, wie zum Beispiel der Vergabe von Konformitätsnachweisen für Geräte, die den FNN-Spezifikationen entsprechen. Außerdem koordiniert VDE|FNN derzeit eine Testphase, bei der das Zusammenspiel von Geräten unterschiedlicher Hersteller auch mit großen Nutzergruppen geprüft wird. Diese Testphase läuft noch bis Ende 2017, die gewonnenen Erkenntnisse fließen unmittelbar in die Standardisierung bei VDE|FNN ein.
Der Rollout der Smart-Meter-Gateways, der zentralen Kommunikationseinheit des intelligenten Messsystems, beginnt laut Gesetz erst, wenn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Produkte von mindestens drei unabhängigen Herstellern zertifiziert hat. Diese Zertifizierungen laufen derzeit noch. Mit Abschluss der ersten Zertifizierungen ist im Laufe des Jahres 2017 zu rechnen. Über Smart-Meter-Gateways und die noch in Entwicklung befindlichen Steuerboxen wird sich das Messsystem später zum Steuern dezentraler Erzeugungsanlagen verwenden lassen. „Damit soll in der Niederspannung eine Infrastruktur entstehen, über die für die Energiewende notwendige Flexibilitätspotenziale gehoben werden können“, so Dr. Küppers weiter.
Die weiteren offenen Fragen zur Markteinführung intelligenter Messsysteme werden auch auf dem FNN-Fachkongress „Zählen | Messen | Prüfen“ (ZMP) am 10. und 11. Mai 2017 in Leipzig diskutiert. VDE|FNN wird weiterhin konstruktiv die Einführung interoperabler und austauschbarer intelligenter Messsysteme in Deutschland vorantreiben.