Anlässlich des internationalen Energietechnik-Kongresses des VDE im Plenarsaal des ehemaligen Bundestages in Bonn hat der VDE 10 Thesen zur Energiewende vorgestellt.
1. Die Energiewende ist richtig. Der VDE steht voll und ganz hinter den grundsätzlichen Zielen der Energiewende. Der Schutz des Klimas und ein schonender und intelligenter Umgang mit Energie haben höchste Priorität und erfordert Anstrengungen über alle vorhandenen Energieträger hinweg.
2. Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energiequellen ist die Zukunft. Der VDE steht hinter dem Ziel einer überwiegend auf erneuerbaren Energien basierenden Energieversorgung. Die Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energiequellen schont die endlichen fossilen Energierohstoffvorräte und schützt die Umwelt und das Klima.
3. Die Steigerung der Energieeffizienz ist ein vitaler Bestandteil der Energiewende. Trotz zunehmender Nutzung erneuerbarer Energien darf der schonende Umgang mit der Ressource Energie und den Primärenergieträgern nicht in den Hintergrund treten. Technisch sind daher energieeffiziente Lösungen zu entwickeln und wirtschaftlich sind noch stärkere Anreize für energieeffizientes Verhalten nötig.
4. Das Energiesystem der Zukunft braucht Netze. Smart Grids sind Kernelemente der Energiewende im Stromverteilnetz. Sie müssen alle Anforderungen an Kapazität, Zuverlässigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit erfüllen. Weiträumige Übertragungsnetze basierend auf innovativen, umweltverträglichen Netztechnologien können die regional stark schwankende Stromerzeugung der Windkraft- und Photovoltaikanlagen ausgleichen und die Versorgungszuverlässigkeit erhöhen.
5. Information und Kommunikation sind Schlüssel für ein intelligentes Energieversorgungssystem. Die kommunikative Vernetzung und die intelligente Steuerung von Energiewandlern, Netzkomponenten, Speichern und von Verbrauchern ist ein weiteres Kernelement für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Hierfür sind exzellente Kommunikationsnetze und standardisierte und skalierbare IT-Plattformen für die Auswertung großer Datenmengen („Big Data“) erforderlich.
6. Das intelligente Energieversorgungssystem stellt besonders hohe Anforderungen an die Schutzmaßnahmen gegen Manipulationen und Angriffe. Zuverlässige und sichere Datenkommunikation ist ein weiteres Kernelement für das Gelingen der Energiewende. Dazu sind ein schlüssiges Gesamtkonzept für IT-Sicherheit, mehr Forschung, die frühzeitige Einbindung von Sicherheitsfragen in die Entwicklung neuer Systeme und noch mehr technologiepolitische Unterstützung nötig. Ein starker Mikroelektronik-Standort wahrt vom Chip-Design bis zur Fertigung vor Ort, vom Mikrochip über Embedded Systems bis zu cyber-physischen Systemen die Hoheit über die Sicherheit der automatisierten Kommunikation in kritischen Infrastrukturen.
7. Energiespeicher zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Energiespeicher werden mittel- bis langfristig ein unverzichtbares Element des Energiesystems sein. Sie können Schwankungen bei der Energiebereitstellung aus erneuerbaren Quellen sowohl auf lokaler als auch auf regionaler und überregionaler Ebene flexibel ausgleichen.
8. Forschung und Entwicklung stehen weiterhin vor gewaltigen und kostenintensiven Aufgaben, zu deren Lösung die Unterstützung der deutschen und europäischen Politik erforderlich ist. Das Aufgabenspektrum reicht von Grundlagenforschung bei Basistechnologien, u.a. im Bereich der Energiespeicher und der kontaktlosen Energieübertragung, bis hin zu Pilotprojekten und Demonstratoren in einer Vielzahl von Technikbereichen.
9. Normung und Standardisierung sind Voraussetzungen für die Realisierung des intelligenten Energieversorgungssystems der Zukunft. Deutschland hat sich mit der Normungs-Roadmap Smart Grids unter Federführung von VDE/DKE an die Spitze der Bewegung gesetzt, hat auf europäischer und internationaler Ebene wertvolle Pionierarbeit geleistet und trägt mit der Use-Case-Methodik erheblich zur Umsetzung der Energiewende bei.
10. Die Energiewende erfordert ein Gesamtkonzept über alle Energieträger hinweg, das die Markt- und Systemintegration der erneuerbaren Energien, den Ausbau der IKT- und Energie-Infrastrukturen sowie die Sicherheit der kritischen Infrastrukturen im Blick hat. Dazu muss die Politik über die Sparten hinweg harmonisierte rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen schaffen, die Planungssicherheit geben und Anreize für ausreichende und effiziente Investitionen zur Sicherstellung der Energieversorgung setzen.